Mikroskopie einer Arabidopsis Wurzelspitze. Legende: Grüner marker in dem Zytoplasma spezifischer Wurzelspitzenzellen (quiescent center und columella), Zellenwand in Magenta. ©Bradamante/Mittelsten Scheid/GMI.
SEIN EINFLUSS
MENDEL IM ALLTAG: DER BLICK AUF DIE INNEREN WERTE
„Ganz am Anfang hat man einfach mal Pflanzen, die besser aussahen als andere, benutzt für das Folgejahr“, sagt Carl-Stephan Schäfer vom Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter. Erst durch Mendel und die Anwendung der von ihm entdeckten Vererbungsregeln wurden die „inneren Werte“ berücksichtigt, um gewünschte Zuchtergebnisse zu erzielen.
Ortrun Mittelsten Scheid des Gregor Mendel Instituts
RAPSÖL: Speiseöl statt Lampenöl
Die Nachkommen unterschiedlicher, aber reinerbiger Eltern haben alle die gleichen Eigenschaften. Das beschrieb Mendel in der ersten Regel seines Hauptwerks „Versuche über Pflanzenhybride“. Genau das macht man sich auch heute zunutze, in dem man solche Hybride, erzeugt durch die Kreuzung definierter Elternsorten, als Nutzpflanzen oder -tiere verwendet. Zusätzlich zu ihrer zuverlässigen Gleichförmigkeit sind diese Nachkommen nämlich oft ertragreicher, resistenter und qualitativ besser. Dies wird in der Genetik als Heterosis-Effekt bezeichnet.
Beispiele dafür sind der Mais bei Pflanzen oder Hühner bei den Tieren.
HUMANGENETISCHE BERATUNG
Mendels Erkenntnisse werden aber nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in der Humanmedizin angewendet. Die cystische Fibrose ist eine erbliche Stoffwechselkrankheit: In vielen Organen wird zähflüssiger Schleim gebildet. Die Erkrankung verursacht schon im frühen Kindesalter Symptome und verläuft fortschreitend. Ihre Ursache ist ein Gendefekt.
Im 20. Jahrhundert ist die Genetik zur zentralen Disziplin der Lebenswissenschaften aufgestiegen. Möglich gemacht hat es ein ehemaliger Aushilfslehrer, Priester und Forscher mit seinen Experimenten im Klostergarten: Gregor Mendel.
Dieter Schweizer, Gründungsdirektor des Gregor Mendel Instituts | ©GMI